Judengasse

Erstmalige Beachtung erfährt die Judengasse um 1380 mit dem Umzug der Stadtbaderei in das kleine Gässchen. Zu dieser Zeit floss einer der drei offenen Abflüsse der Stadt durch die Judengasse. Trotz ihres Namens ist nicht davon auszugehen, dass in der Gasse hauptsächlich oder gar ausschließlich Juden ansässig waren. Ganz im Gegenteil ist dies zum Ende des 14. Jahrhunderts gar nicht möglich gewesen. Durch die Verfolgung jüdischer Bürger nach einiger Pestepidemien wird davon ausgegangen, dass um 1380 keine Juden in Saalfeld ansässig waren. Erst nachdem dem Juden Mathias und seiner Familie 1390 ein einjähriger Schutzbrief ausgestellt wurde, begann die jüdische Gemeinde unter dem Schutz des Markgrafen von Meißen wieder zu wachsen. Aufzeichnungen aus dem Jahr 1422 belegen florierende Geschäfte einiger jüdischer Unternehmer.
Durch die christliche Vorstellung, dass Zinseintreiben und der damit verbundene Geldverleih unmoralisch sei, blieb dieser Geschäftszweig den Juden vorbehalten. Es ist bekannt, dass sich die Grafen von Orlamünde hoch verschuldet hatten und es so dem Jenaer Juden Isaak möglich war, das gesamte Herrschaftsgebiet Gräfenthal mit Schloss und Stadt zu erwerben. Sein Glück währte jedoch nicht lang, da der Kurfürst von Sachsen noch im selben Jahr beschloss, den Pfandbesitz für ungültig zu erklären. Eine Festlegung, die der Kurfürst aus reinem Eigennutz traf, denn durch die neue Regelung fiel das Gebiet Gräfenthal an ihn und der Jude Isaak ging leer aus.
Über alle Jahrhunderte hinweg lässt sich kein Beleg für einen größeren jüdischen Gebetsraum oder eine Synagoge in Saalfeld finden. Das hängt vor allem damit zusammen, dass Saalfeld stets eine Bürgerstadt ohne große jüdische Gemeinde war. Bürgerstädte hatten verschiedenste Einnahmequellen und waren somit nicht auf reiche „Schutzjuden“ angewiesen. In Städten, in denen ein Landesherr ansässig war, wie Rudolstadt oder Erfurt, gab es meist auch mehr Juden, denn die Landesherren stellten jüdische Familien gegen finanzielle Gefälligkeiten unter ihren Schutz.
Ein Auszug aus „Das Saalfelder Straßenbuch“ von Gerhard Werner beschreibt die Geschichte der Judengasse genauer.